Auf der Suche nach dem ultimativen Ausweg aus meiner ganz persönlichen Finanzkrise, frage ich mich ernsthaft:

Kann ich mit meinem Hüftgold an die Börse gehen?

Oder verspe(c)kuliere ich mich da gewaltig?

Ich meine, dann hätte meine aus der Form geratene Mitte wenigstens etwas Gutes. Geradezu in Wallung, ach was sag ich, in Hitzewallung würde ich geraten, wenn ich meine fette Kapitalanlage mit altersgerechtem Hüftschwung gerade noch rechtzeitig abstoßen könnte.

Was ist bloß aus mir geworden?

Früher war ich mal so dürr und klapperig, dass ich höchst eindrücklich Reklame für „Brot für die Welt“ hätte laufen können.

Mein Vater hat immer zu mir gesagt:

„Kind, bei der Auferstehung des Fleisches kannst du getrost liegen bleiben.“

Bevor ich anfing mich den klimakterischen Bedingungen in meinem Hormonhaushalt anzupassen, trug ich Kleidergröße S.

S wie süß oder wie Sahneschnittchen.

Und plötzlich quetsche und zerre ich meinen Luxuskörper in L.

L wie labberig oder wie Litfaßsäule.

Wenn ich das Zuviel um meine Hüften wenigstens mit einem angemessenen Busen ausgleichen könnte. Aber nein, bei mir ist bestenfalls die Markierung dafür vorhanden, dass mir unter Umständen auch einer hätte wachsen können.

Da hat es die Natur mit Pamela Anderson wohlwollender gemeint.

Ihr Bauch kann so dick gar nicht werden, dass er die Silikonmassen darüber würde klein erscheinen lassen.

In manchen Punkten habe ich es allerdings besser als sämtliche zahnimplantierte Hollywoodschönheiten.

Wenn ich genug Kalorien zu mir genommen habe, kann ich meine Zähne neben den Teller legen und sagen:

„Nun esst mal schön alleine weiter.“

Und meine altersbedingten Hautirritationen werden entweder von meinen Falten geschluckt oder verschwinden unter den Altersflecken.

Auch mein sogenannter Witwenbuckel hat seine Vorteile.

Erstens sehe ich das Ein-Euro-Stück auf der Straße als erste und zweitens brauche ich nicht in die jungen und hübschen Gesichter meiner weiblichen Konkurrentinnen zu blicken, sondern kann mich auf die Hammerzehen konzentrieren, die mir bis dato noch erspart blieben.

Tja, altwerden kann ganz schön entspannend sein.

War ich bis vor kurzem noch Mitglied im Fitnesscenter und im Swingerclub, so bin ich heute voller Leidenschaft im VdK und im Programm für chronisch Kranke.

Mein Arzt hat mir letztens eine Diagnose gestellt, die mir das Leben zusätzlich versüßt. Diabetes mellitus. Da werde ich im Alter noch zum Zuckerpüppchen.

Was will ich mehr?

Wenn mein Mann alle drei Monate mal unter meine Schürze krabbelt, kann ich mir ohne die Nachttischlampe auszuknipsen vorstellen, ich hätte Sex mit Brad Pitt.

Überhaupt ist die Liebe im Alter viel intensiver, weil mein Mann jedes Mal meint, es könnte das letzte Mal sein.

Es ist also alles eine Sache der Perspektive.

Wenn ich mit meinem Hüftgold nicht an die Börse gehen kann, dann versuche ich es halt anders.

Der körperliche Verfall ist nicht mehr aufzuhalten, ich bin älter als neun Jahre und mein Mann hat mich länger als ein Jahr.

Vielleicht kann die Abwrackprämie mich aus der finanziellen Misere reißen.